Ich bin jemand, der nicht mehr leicht zu beeindrucken ist. Ein verbitterter Gamer, der den alten, goldenen Zeiten der Mitt- und Spätneunziger hinterherheult und bis heute auf einen echten Nachfolger von Quake 1 wartet. Höchstwahrscheinlich vergeblich.
Doch es muss einen Gott geben, denn gerade bin ich über eine spielgewordene Verkörperung meiner zweitliebsten Kunststilrichtung nach Quake gestossen:
Der von H. R. Giger.
Hier erstmal der Link:
http://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=709630328
Nun, es gab schon öfters Spiele, die Gigers Stil nutzten oder sich daran anlehnten, sei es Darkseed, gewisse Texturen im alten Doom oder Pac-Man. Das ist im Grunde nichts worüber man sich besonders aufregen braucht.
Was mich allerdings hier in den höchsten Bögen herumspritzen lässt, ist allerdings die Tatsache, dass Gigers Welten hier als ganzheitliches Konzept in einer konsistenten und völlig in sich geschlossenen Welt umgesetzt werden.
Meines Wissens gab es das noch nie. Egal ob Spiel oder Film, Gigers Kunst wurde in der Regel immer als ein Eindringling oder Fremdkörper in einer jeweils realen Welt dargestellt. Immer waren Menschen involviert und nicht selten wurden Gigers Elemente meist als gefährliche Aggressoren dargestellt, und das nicht nur in Alien.
Gigers Vision seiner Welt war allerdings immer sehr viel vielschichtiger und viel mehr diffus. Die Konzeptionen von Gut und Böse existierten entweder schlicht nicht oder gingen in einer gewaltigen Grauschwarzzone fliessend ineinander über, was auch daran liegt, dass Gigers Welten ohnehin einer ganz eigenen Vorstellung von Moral, Lust und Schmerz folgen.
Das wichtigste Thema war bei ihm immer die ineinanderfliessende Gleichzeitigkeit von Gegensätzen, die dadurch die Kategorisierung der Einzelelemente unkategorisierbar machen, egal ob Lebendes und Totes, Mechanisches und Fleischliches, Männliches und Weibliches oder Menschliches und Tierisches\Dämonisches.
Alles wurde bei ihm gleichzeitig verschmolzen zu etwas neuem Ganzen.
Und genau das ist der Punkt, den das Spiel als erstes überhaupt begreift und so perfekt einfängt. Man ist kein Mensch, sondern von Anfang an ein Teil, ein Wesen dieser fremden und unbekannten Welt, dessen Einzelelemente zwar wiedererkennbar sind, aber dennoch völlig fremd wirken. Wie schon damals beim Erstkontakt mit Gigers Bildern muss man sich erstmal mit der Welt vertraut machen, sie erkunden und kennenlernen.
Das scheinbar eine Waffe ins Spiel gebracht wurde ist genial!
In den Trailern war ich mir zum ersten Mal nicht sicher, auf was man schiessen sollte und worauf nicht, und was vielleicht eventuell ganz harmlos oder gar nützlich sein könnte. Jede Konfrontation könnte ein Kennenlernen eines weiteren Stücks dieser bizarren und faszinierenden Welt werden. Oder ein Kampf ums Überleben.
…
Wenn die Entwickler dann auch dieses Potenzial sehen und nutzen und sich nicht verführen lassen, einen recht formularen Shooter mit ein paar Puzzleelementen zu produzieren.
Aber selbst in Mittelmässigkeit wäre das Spiel noch gut, denn sowohl die Optik als auch das Sounddesign sind einfach Off-Scale. Ich habe schon lange nicht mehr sowas Packendes und Atmosphärisches gehört.
Ich hoffe es wird genug gevoted, damit es grünes Licht von Steam erhält. Momentan sehe ich das Potential, das dies das beste Spiel des Jahrzehnts werden kann.
Ich bin gehyped. Ich, der grummelige, unbeeindruckbare alte Sack…
Das ich das noch erleben darf.